Vorträge

Vortragsprogramm 2024/2025

«Geographische Erkundungen im 21. Jahrhundert»

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Christian Hergarten, Universität Bern

Die Bedeutung gemeinschaftlich erhobener räumlicher Daten

7. Januar 2025, 18.15 – 19.30 Uhr, Grosser Hörsaal 001, GIUB

Eine Vielzahl von Einzelpersonen und Organisationen beteiligen sich heute weltweit an der gemeinschaftlichen Erfassung von räumlichen Daten – ein Prozess, der gemeinhin als ‹crowdsourcing› bekannt ist. Solche kollektiven Daten, die oft über Plattformen wie OpenStreetMap, soziale Medien und verschiedene mobile Anwendungen gesammelt werden, bergen ein bedeutendes Potenzial für unterschiedliche Anwendungen. Ein bekannter Aspekt ist die kollektive Verbesserung geografischer Informationsgrundlagen, was beispielsweise Anwendungen wie eine optimierte Stadtplanung, effektiver Katastrophenschutz oder auch sensorgestützte Umweltüberwachung ermöglicht. Ausserdem können crowdsourced Geodaten zur Förderung des gesellschaftlichen Engagements und Partizipation beitragen, indem sie Mitbürgern ermöglichen, sich an lokalen oder globalen Dateninitiativen zu beteiligen – oder auch eine unabhängige Kontrollfuktion von raumverändernden Aktivitäten erlauben (‹fact-checking›).
Nebst vieler Vorteile ist die Nutzung von räumlichen crowdsourced Daten auch mit Herausforderungen verbunden. Diese beziehen sich in erster Linie auf die Qualität der Daten, da diese je nach Erfassungsprozess bezüglich Präzision, Verlässlichkeit und Repräsentativität stark variieren können. Damit verbunden sind auch Aspekte mangelnder Datenstandardisierung und Interoperabilität, was die Integration mit anderen Datensätzen erschweren kann. Datenschutz- und ethische Überlegungen ergeben sich aufgrund potenzieller Missbrauchsmöglichkeiten von persönlichen Standortinformationen. Zudem führt die digitale Kluft dazu, dass Datenbeiträge deutlich öfter aus entwickelten als aus unterentwickleten Regionen stammen, was z. B. Lücken in weniger vernetzten Gebieten hinterlässt.
Die Bewältigung solcher Herausforderungen erfordert einen mehrteiligen Ansatz. Die Implementierung robuster Validierungs- und Verifizierungsprozesse kann dazu beitragen, die Datenqualität entscheidend zu verbessern. Transparenz und die Anwendung strenger Datenschutzrichtlinien können ethische Bedenken auffangen und Missbrauch entgegenwirken. Schließlich kann die Förderung digitaler Inklusion entscheidend dazu beitragen, die Lücke bei Datenbeiträgen aus unterrepräsentierten Regionen zu schliessen und darüber hinaus auch eine gesellschaftlich akzeptierte und nachhaltige Digitalisierung vorantreiben.
 

 

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Prof. Dr. Virginia Ruiz Villanueva, Universität Bern

Reading the landscape in the field: geomorphology fieldwork in the 21st century

21. Januar 2025, 18.15 – 19.30 Uhr, Grosser Hörsaal 001, GIUB

The foundations of Geomorphology are based on fieldwork; but fieldwork has evolved dramatically over the last centuries, partly due to our better understanding of the nature of geomorphology as a quantitative, natural science, and partly thanks to the evolution and development of new technologies. Geomorphology, as other fields, is profiting from the dramatically growing capabilities for monitoring and modelling Earth processes and the increasing availability of data. The enormous number of satellites with an extremely high spatial and temporal resolution, extensive use of uncrewed aerial vehicles (drones) equipped with different sensors, or ground-based and handled (like smartphone cameras) imagery provide an unprecedented view of Earth. In parallel, there has been a rise in computational competence, together with the development of complex and more accurate models and tools for data visualization, statistical analyses, and process modelling. Still, fieldwork continues to be a vital and necessary component to inform, validate or correct those remote-sensed datasets and models.
Taking examples from my own research and teaching experience in fluvial geomorphology and natural hazards, in this talk, I will discuss the importance and challenges of fieldwork, what and how it can be done, and how it helps generate new ideas, techniques and methods, eventually leading to new knowledge. I will show examples of field experiments and field-based process monitoring aimed at better understanding how rivers behave. The talk will end with personal reflections on how the experience could create stronger connections with both colleagues and the landscape.
 

 

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Ausstellung im Alpinen Museum

Besuch der Ausstellung: «Grönland – Alles wird anders»

28. Januar 2025, 18.15 Uhr, Alpines Museum ALPS, Helvetiaplatz 4, 3005 Bern

Grönland interessiert stellvertretend für den Zustand der Welt. Hier vollzieht sich der Klimawandel schneller als an anderen Orten – die Parallelen zum Alpenraum sind greifbar. Die kommende Ausstellung spürt Ambivalenzen und widersprüchliche Perspektiven zwischen Tourismusboom und Klimakrise auf und macht diese filmisch erlebbar.